Soziale Angststörungen – wie man lernt, mit ihnen umzugehen
- Freya Gosewisch
- 2. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Jeder von uns kennt das Gefühl der Nervosität vor einer wichtigen Präsentation, einem Bewerbungsgespräch oder einem ersten Date. Doch was, wenn diese Angst überhandnimmt und alltägliche soziale Situationen zu einer großen Herausforderung werden? Menschen mit einer sozialen Angststörung erleben genau das – eine tief verwurzelte Angst vor negativen Bewertungen, die ihr Leben erheblich beeinträchtigen kann. Doch es gibt Wege, mit dieser Angst umzugehen und ein erfülltes Leben zu führen.
Was ist eine soziale Angststörung?
Die soziale Angststörung (auch soziale Phobie genannt) ist eine weit verbreitete psychische Erkrankung, die durch eine intensive Angst vor sozialen oder leistungsbezogenen Situationen gekennzeichnet ist.
Betroffene fürchten sich vor Kritik, Ablehnung oder Peinlichkeiten und meiden deshalb häufig Situationen, in denen sie im Mittelpunkt stehen könnten. Dies kann dazu führen, dass sie sich sozial isolieren und Chancen in Beruf und Privatleben verpassen.
Typische Symptome sind:
Intensive Angst in sozialen Situationen (z. B. in Gesprächen, beim Essen in der Öffentlichkeit oder bei Präsentationen)
Vermeidung dieser Situationen oder starkes Unwohlsein, wenn sie nicht vermeidbar sind
Körperliche Symptome wie Zittern, Schwitzen, Erröten, Herzrasen oder Übelkeit
Negative Gedanken über sich selbst („Ich bin nicht gut genug“, „Alle werden mich auslachen“)
Strategien zur Bewältigung sozialer Angst
Die gute Nachricht ist: Soziale Ängste lassen sich überwinden oder zumindest erheblich lindern. Hier sind einige bewährte Strategien:
1. Die Angst verstehen und annehmen
Der erste Schritt im Umgang mit sozialer Angst ist, sie bewusst wahrzunehmen und zu akzeptieren. Angst ist ein natürlicher Mechanismus unseres Körpers, der uns schützen soll. Anstatt gegen die Angst anzukämpfen, kann es hilfreich sein, sie als vorübergehende Reaktion zu betrachten, die nicht unsere gesamte Identität bestimmt.
Oft ist die Störung so weit fortgeschritten, dass die Angst bereits vor der Angst an sich besteht, und sie daher als etwas grundsätzlich Bedrohliches wahrgenommen wird. Hinterfrage, inwieweit Angst okay sein darf und als ein natürlicher Bestandteil des Lebens Platz findet.
2. Negative Gedanken hinterfragen
Menschen mit sozialer Angst haben oft übersteigerte negative Annahmen über sich selbst und ihre Umwelt. Ein hilfreiches Werkzeug ist das kognitive Umstrukturieren: Stelle dir Fragen wie:
„Ist meine Angst begründet oder übertreibe ich?“
„Was wäre das schlimmste Szenario – und wie wahrscheinlich ist es wirklich?“
„Wie würde ich einen guten Freund in dieser Situation trösten?“
Durch diese Reflexion kannst du deine Denkmuster ändern und realistischer bewerten.
3. Schrittweise Konfrontation
Vermeidung verstärkt die Angst langfristig. Ein bewährter Ansatz ist die Expositionstherapie, bei der man sich schrittweise den gefürchteten Situationen stellt. Beginne mit kleineren Herausforderungen, wie einem kurzen Gespräch mit einem Fremden, und steigere dich langsam.
Ein Beispiel für eine Expositionshierarchie:
Jemanden nach der Uhrzeit fragen
Ein Kompliment an eine unbekannte Person machen
Einen kurzen Vortrag vor Freunden halten
An einer Gruppendiskussion teilnehmen
Eine Präsentation vor Kollegen halten
Wir können uns in einer liebevollen Betrachtung ein Fazit über die Konsequenzen dieser Übungen bilden und feststellen, dass die Ängste, anders als erst gedacht, nicht berechtigt waren. Dieser Prozess erfordert Übung und Geduld.
4. Atem- und Entspannungstechniken nutzen
Bei akuter Angst helfen Atemtechniken, um den Körper zu beruhigen. Eine einfache Übung ist die 4-7-8-Atmung:
4 Sekunden lang einatmen
7 Sekunden lang den Atem halten
8 Sekunden lang langsam ausatmen
Auch progressive Muskelentspannung oder Meditation können langfristig helfen, das Nervensystem zu regulieren und entspannter in soziale Situationen zu gehen.
5. Selbstmitgefühl entwickeln
Oft sind Betroffene sehr kritisch mit sich selbst. Übe dich darin, dich selbst mitfühlend zu behandeln. Sprich mit dir selbst, wie du es mit einem guten Freund tun würdest. Akzeptiere, dass Fehler menschlich sind und nicht darüber entscheiden, ob du wertvoll bist oder nicht. Oft haben belastende oder traumatische Situationen erst zu so einem Störungsbild beigetragen. Die Angst darf als menschliche Bewältigungsstrategie liebevoll anerkannt werden.
6. Unterstützung suchen
Es kann sehr hilfreich sein, über deine Ängste zu sprechen – sei es mit einem guten Freund, in einer Selbsthilfegruppe oder mit einem Therapeuten. Verhaltenstherapie, insbesondere kognitive Verhaltenstherapie (CBT), hat sich als besonders wirksam bei sozialer Angst erwiesen.
Fazit: Mut wächst mit jeder Erfahrung
Der Weg aus der sozialen Angst ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Doch jeder kleine Schritt zählt. Je mehr du dich Herausforderungen stellst, desto mehr positive Erfahrungen wirst du machen. Denke daran: Du bist nicht allein – und du bist viel stärker, als du denkst!